Sie befinden sich hier an einer Jahrhunderte alten Gebetsstätte zur Gottesmutter Maria. Es ist ein Ort der Stille, der Besinnung und des Gebets. Neben der Kapelle befindet sich der Marienbrunnen mit dem sehr begehrten Quellwasser.
Jesus Christus ist die Quelle unseres Heiles und unserer Erlösung. Die Ostkirche feiert das Fest "Maria, die lebensspendende Quelle". Maria hat den Urheber unseres Heiles geboren; so ist auch sie die Quelle des Heiles. Möge Maria für alle Besucher von Heiligenbrunn zur Quelle lebendigen Wassers, zur Quelle der Liebe, Quelle der Gnade, Quelle des Erbarmens, Quelle des Heiles werden.
Pater Dr. Hermann Joseph Zumsande, Marist, Pfarrer in Jägerwirth (1996 - 2009)
Zur Historie des Wallfahrtsortes
In den Akten des Hochstiftes Passau erscheint Heiligenbrunn schon um das Jahr 1600 als Wallfahrtsort. Im Urbar der Grafschaft Neuburg am Inn vom Jahre 1674 wird der seit Alters wissliche Heil- und Miraculose-Brunnen erwähnt. Die Entstehung der Wallfahrt wird in einer Akte des Kreisarchivs Landshut geschildert. Danach soll die Tochter eines Bauern aus der Griesbacher Gegend durch den Genuss des Wassers von der fallenden Sucht geheilt worden sein.
Der dankbare Vater ließ eine hölzerne Mariensäule errichten. Da sich der Gutsbesitzer Bamesreiter durch das ständige Zertreten der Wiese geschädigt fühlte, entfernte er heimlich das Gnadenbild und schüttete den Brunnen zu. Nach dem ihm aber in der folgenden Nacht sein Gut samt allem Vieh abbrannte, hat er den Brunnen wieder hergestellt, und eine Kapelle aus Holz bauen lassen.
Im 18. Jahrhundert war Heiligenbrunn ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Anfang des 19. Jahrhunderts, in der Zeit der Säkularisation, verbat man die Wallfahrten. Am 1. Mai 1803 wurde die Kapelle abgebrochen und der Brunnen abgeschlossen. 288 Votivtafeln, 200 Wachsopfer, 48 Bruchbinden, 15 Krücken sowie 15 hölzerne Lungen, Lebern und Herzen wurden sichergestellt. Trotz der Verbote steigerte sich die Zahl der Pilger. Am Mariaheimsuchungstag (2. Juli) 1803 wurden über 2000 Wallfahrer gezählt. Viele Heilungen von Blinden, Krüppeln, Epileptikern und andere Gebetserhörungen wurden verzeichnet. Am 6. Juli 1803 sollte das Militär aus Passau der Wallfahrt ein Ende machen. Es ist nur zum Teil gelungen. Später wurde die Kapelle wieder aus Holz aufgebaut, und der Weiher wieder hergestellt.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde es still um Heiligenbrunn. Erst nach dem zweiten Weltkrieg führten die Nachbarpfarreien wieder Wallfahrten durch. Da die Kapelle sowie der Brunnen in sehr schlechtem Zustand waren, gründeten einige Heiligenbrunnfreunde, am 7. Februar 1964, einen Kapellenbauverein. Ziel war es, die Quelle würdigen zu lassen, einen Marienbrunnen aus Granit zu errichten, und eine neue größere Kapelle zu erbauen. Nach dem Entwurf des Architekten Hiendl aus Passau wurde im Juli 1964 der Marienbrunnen von der Firma Stein Schwate erstellt. Ende August 1964 wurde der Kapellenbau vollendet. Besonders verdient gemacht haben sich hierbei Frau Öttinger aus Rehschaln sowie Herr Ludwig Niederhofer aus Jägerwirth. 1998 wurde die Quellfassung komplett erneuert. Die Renovierung des gesamten Brunnenbereichs wurde im Jahre 2002 größtenteils abgeschlossen. Gepflegt wird das Marienkleinod von der Pfarrei Jägerwirth.
Alois Wimmer, Kirchenpfleger
Neubau von Kapelle und Brunnen
Im Neuburger Wald entsteht ein neues Heiligenbrunn - Der Wallfahrtsort war schon um das Jahr 1600 als Gnadenstätte bekannt. ...„Da der Zustand der Kapelle, die im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut worden war, schon sehr zu wünschen übrig ließ, konstituierte sich am 7. Februar 1964 ein Kapellenbauverein, der sich zur Aufgabe gemacht hat, im Neuburger Wald ein neues Heiligenbrunn entstehen zu lassen. Seit einigen Monaten sind die Arbeiten in vollem Gange. Die geplante Fassung des Brunnens ist schon abgeschlossen, ebenso die Errichtung des Marienbrunnens, der aus heimischem Granit angefertigt wurde. Neben der alten Kapelle, die einen trostlosen Anblick bietet, entsteht eine Kapelle aus behauenem Granitstein in drei Farben….
Vierzehn Tage lang war eine Schubraupe eingesetzt, um das Gelände zu planieren. Der Ablauf des Brunnens musste auf eine Länge von 160 Metern verrohrt werden. In den letzten Tagen hat die Firma Schwate, Birnbach, den „Marienbrunnen“ nach den Plänen von Architekt Hiendl, Passau, aufgestellt. Aus vier Rohren fließt das kristallklare Wasser. In dieser Woche konnte, nachdem die Firma Bernhard Wehling, Kevelar/Rheinland, die Muttergottesstatue termingemäß geliefert hatte, der Brunnen vollendet werden. Die Figur ist eine Nachbildung der Madonna des Bildhauers Franz Cleve, der im Jahre 1918 in München gestorben ist..“ (Quelle: PNP vom 11.07.1964, S. 20, bay)
Heiligenbrunn – ein neues Kleinod unserer Heimat – 2000 Wallfahrer bei der Einweihung der neuen Kapelle im Neuburger Wald....Keine alltägliche Feier sei dieser Tag, begann Domdekan Dr. Baumgärtler seine kurze Festansprache, dieser Tag der Weihe einer Stätte, die schon die Vorfahren als den Ort gesucht hätten, an dem sie unbeeinflusst beten konnten....Dann nahm der Domdekan die Weihe des neuen Brunnens und der Kapelle vor, von deren Türmchen die vortags bei einer ersten Wallfahrt der Unteriglbacher Pfarrei geweihte Glocke das erste Mal ertönte." (PNP vom 17.08.1964, as).
Friedenswallfahrt 1970
„Der Aufruf zur niederbayerischen Friedenswallfahrt nach Heiligenbrunn findet von Jahr zu Jahr ein stärkeres Echo. Die Predigt hielt diesmal Bischof Antonius Hofmann. Heuer wurde nun seit dem siebenjährigen Bestehen der niederbayerischen Friedenswallfahrt nach Heiligenbrunn ein Höhepunkt erreicht. Auf nahezu 10.000 wird die Zahl der Pilger geschätzt, die mit mehr als 1.500 Autos, vier großen Omnibussen, mehreren Kleinbussen, Motorrädern und Fahrrädern und auch zu Fuß aus mehreren Landkreisen kamen. Eine schier unübersehbare Menschenschar füllte die große Wiese vor der Wallfahrtskirche.
Freudig entbot ihnen allen Geistlicher Rat Maier den Gruß. Er dankte, dass so viele dem Ruf gefolgt waren. Besonderen Dank sagte er auch denen, die zur Organisation und zur Ausgestaltung dieser Wallfahrt ihren Beitrag geleistet hatten… Nicht um zu politisieren, zu kritisieren, zu raisonieren, habe man sich hier versammelt, betonte der Geistliche Rat, sondern um zu beten.
Nach Schriftlesung, gemeinsamem Gebet und Gesang wandte sich dann Bischof Antonius an die vielen Wallfahrer. „Gott braucht uns Menschen nicht, aber er gebraucht oft Menschen, Institutionen und auch Orte zu besonderen Sendungen, um ein besonderes Ziel zu erreichen", sagte der Bischof einleitend. Eine solche Sendung bestehe auch für Heiligenbrunn, nämlich einzuladen, im Besonderen um den Frieden zu beten. Dank sagte der Bischof bei dieser Gelegenheit Geistlichem Rat Maier für dessen Initiative zu dieser Wallfahrt. Er ging auf verschiedene „Grenzsituationen" zwischen Dies- und Jenseits ein, die sich nicht nur im Krieg, sondern auch zu Hause, etwa täglich im Verkehr, ergeben könnten, und betonte, jeder habe Grund genug zu danken, „dass er noch einmal gut davongekommen ist". Wenn der Herrgott uns aus solchen „Grenzsituationen" errettete, so deshalb, weil er offenbar mit uns noch etwas vorhabe. Somit solle sich jeder auch dankbar zum Einsatz für Gott bereitstellen. Der Dank münde ein in das große Friedensgebet.“ (Quelle: PNP)
Wasserqualität
Das Brunnenwasser ist explizit nicht als Trinkwasser deklariert. Das Gebiet um die Quelle müsste sonst als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden, was einschneidende Auswirkungen hinsichtlich der Bewirtschaftung der umliegenden Felder und Wiesen bedeuten würde. Der Landwirt, der die umliegenden Grundstücke bewirtschaftet, verzichtet in Absprache aber im Gegenzug auf eine Düngung und intensive Bewirtschaftung.
Die Tränen der "Bettlerin" für’s Brünnl
Als Anni Oettinger aus Rehschaln anfing, schüchtern an Stuben und Haustüren zu klopfen, um für den Neubau der Wallfahrt Heiligenbrunn Spenden zu sammeln, glaubten außer ihr nur Wenige an einen Erfolg. Wie sollte sich auch die kleine, zierliche Frau mit 72 Jahren durchsetzen können gegen eine Flut von Argumenten, die rein finanziell dagegen sprachen. Es war kaum Geld vorhanden. Genauer gesagt: Keines! Es waren nur wenige Zuversichtliche zu finden, die an eine Verwirklichung des 60.000 DM-Projekts glaubten.
„Die „Bettlerin der Gottesmutter“, wie sich Anni Oettinger gerne scherzend bezeichnete, sprach später nur noch von all den gutherzigen Menschen, die sich in ihre Sammelliste eingetragen haben. Sie sprach von den Geistlichen und die große Hilfe, die diese Herren in den 20 Pfarreien ihr zu teil werden ließen. Sie sprach von all jenen Hunderten, die zum Gelingen beigetragen haben. Im Buch der „Bettlerin der Gottesmutter“ wurden alle verzeichnet. Sie erwähnte aber nicht die Strapazen und Schmerzen, die sie als Sammlerin erduldete, volle 11 Monate hindurch, tagein tagaus, bei Schnee, Hitze und Regen. 40.000 DM hat sie dabei „erbettelt“.
Unter den freudigen und schmerzenden Erlebnissen, die Anni Oettinger unterwegs hatte, waren vor allem zwei, die sie nie vergessen hat. Bei einem Wirt, in der Nähe von Fürstenzell, klopfte sie an und sagte ihr Sprüchlein auf. Die Wirtin war eine seelengute Haut, sie hat auch ihren Namen und Betrag in die Liste eingetragen und nach dem Geldbeutel gesucht. Als die Tür aufging, kam der Wirt herein. „Was willst denn du do herin“, fuhr er sie gleich an. Sie sagte ihm, dass sie für den Neubau der Wallfahrt Heiligenbrunn sammeln komme und … weiter kam sie nicht. „Wie alt bist denn du scho?“ schrie er schon wieder. „72 Jahre“, sagte sie kleinlaut. „Du derfst verrecken, wann d'st mogst!“, schrie der Wirt. „Di braucht koa Mensch mehr! Schau, dass d' aussi kimmst!“ Da ist sie gegangen und hat zum ersten Mal geweint.
Einige Tage später kam sie in ein großes Schotterwerk in Neustift. Der Direktor blätterte in ihrem Sammelbuch und schüttelte immer wieder den Kopf. „Ja gute Frau, wie alt sind sie denn?“ fragte er und sah sie freundlich an. „72 Jahre“, sagte sie. „Und all diese vielen Leute haben sie von Haus zu Haus besucht?“ „Natürlich, Herr Direktor“, sagte sie, „ich bin aber noch lange nicht fertig.“ Sie musste sich dann wieder setzen und der Direktor ging in das angrenzende Büro. Er kam bald wieder herein, lächelte freundlich und sagte: „So, Frau Oettinger, damit sie schneller fertig werden, erhalten Sie von unserer Firma 500 DM.“ Da habe sie zum zweiten Mal geweint, wie sie später zugab. (Quelle: PNP vom 6./7.2.1965, S. 20)